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Haustier-Ratgeber für Familien Teil 3: Kaninchen

Haustier-Ratgeber für Familien Teil 3: Kaninchen

Moritz wünscht sich ein Kaninchen. Svenjas Zwergkarnickel hat gerade Babys! Und die sind ja so niedlich. Als Elternteil sträuben sich erst einmal alle Nackenhaare. Ein Haustier soll her. Und dann auch noch so eines. Der Dreck! Die Arbeit! Die Kosten! Ja, dieses bleibt alles an uns Erwachsenen hängen. Da helfen keine noch so ehrlich gemeinten Beteuerungen der Kinder. Also, eine genauere Abwägung ist angeraten. Ist ein Kaninchen das ideale Haustier für unsere Familie? Beim Für und Wider sollen in diesem Artikel Beispiele aus dem eigenen Erfahrungsbereich die Aussagen verdeutlichen. Vor 4 Jahren musste ich miterleben, wie unbedarfte Kinder im Spiel Karnickel bis in den Tod quälten. Die Kinder konnten nichts dafür. Sie wussten es nicht besser. Ich adoptierte die beiden Überlebenden und beschäftige mich seitdem damit, sie möglichst artgerecht zu halten.

Voraussetzungen, damit die Kaninchen artgerecht leben können

Zu allererst stellt sich die Frage: Wie alt ist Moritz? Aus tierärztlicher Sicht sind Kinder ab 12 Jahren fähig, Zwergkaninchen unter Anleitung artgerecht zu halten. Also, setzen wir uns mit dem 12-jährigen Moritz zusammen und überlegen, ob wir als Familie den Ansprüchen solch eines Tieres wirklich Rechnung tragen wollen. Leider müssen wir uns von den Bildern verabschieden, die Kinder mit Kaninchen im Arm zeigen bzw. einen keinen Stall im Kinderzimmer. Sie sind keine Kuschelwesen. Bis auf Ausnahmen werden sie futter- oder fingerzahm. Handzahm werden sie in der Regel nicht. Zudem haben sie einen Biorhythmus, der dem des Kindes widerspricht. Meine Süßen ruhen z. B. immer tagsüber von 11:00 Uhr bis 16:00 Uhr. Dafür gibt es Aktion, sobald die Dämmerung hereinbricht. Und dann benötigen sie Auslauf. Waren sie im 16qm-Gehege eingesperrt, rasen sie nun im 300qm großen Garten herum. Erst einmal wird in unglaublicher Geschwindigkeit vom einen Ende zum anderen gehoppelt – und wieder zurück. Und dieses vielleicht gleich noch einmal und mit lustigen Sprüngen zwischendurch.

Kaninchen | © panthermedia.net /Sascha Burkard
Kaninchen | © panthermedia.net /Sascha Burkard

Solches Verhalten scheint kein Einzelfall zu sein, denn die Tierärztin kommentierte: „Da sieht man, wie viel Auslauf Oryctolagus cuniculus wirklich benötigen.“ Ja, vom Käfig im Kinderzimmer müssen wir uns leider verabschieden. Was mir bei der Adoption nicht bewusst war, war wie lecker Blumen sind. Ich habe in mühseliger Kleinarbeit alle leckeren giftigen Blumen im Garten ausgegraben und in den nicht erreichbaren Vorgarten gepflanzt. Die ungiftigen Pflanzen sind inzwischen verstorben. Selbst der Kirschbaum. Balou hat sehr ordentlich die komplette Rinde in seiner Erreichbarkeit abgenagt. Dazu habe ich die Buddelleidenschaft nicht ganz ernst genommen. Ein großer hübscher Buddelbereich wurde mit Sand aufgefüllt und mit Holz abgegrenzt. Aber Pustekuchen, das ist ja langweilig! Mit viel Energie wurden unglaublich präzise Tunnel umgesetzt, die genau aus dem Gehege herausführen. Ja, natürlich auch welche, die aus dem Garten führen – doch keine Angst, Kaninchen kommen zurück, wenn sie die Blümchen der Nachbarn verspeisen wollten. In der Regel sitzen meine spätestens am nächsten Morgen vor ihrem Stall und wollen zu ihren Freunden.

 

Kleines Kaninchen | © panthermedia.net /korovin
Kleines Kaninchen | © panthermedia.net /korovin

Noch etwas Wichtiges? Oh ja, die Rudel. Karnickel benötigen unbedingt Artgenossen. Meerschweinchen gelten nicht, da sie nicht miteinander kommunizieren können. Nun ist das mit den Artgenossen nicht so einfach. Im Rudel herrschen strenge Hierarchien. Oder wollen wir jeden zum Freund, nur weil da ein Riese kam und ihn zu uns setzte? Und mit dem sollen wir dann auch noch unseren sicheren Rückzugsort teilen? Sicher nicht! Kaninchen sehen das auch so. Sie müssen mit unglaublicher Energie und Umsichtigkeit aneinander gewöhnt werden. Manche passen auch gar nicht zusammen und es muss ein zweites Rudel mit wieder mindestens zwei Zwergkaninchen und Stall gegründet werden.
Keine Angst, kein Nachbar hat sich bei mir bisher beschwert, weil seine Blümchen verspeist waren. Alle freuen sich, wenn sie die kleinen Wesen sehen. Und es macht wirklich Spaß ihnen zuzuschauen.

Welche Kosten kommen durch Kaninchen auf uns zu?

Auch die Kosten sind ein wesentlicher Faktor, der von uns Eltern berücksichtigt werden muss. Ich habe unten zusammen gestellt, was die Haltung in etwa kostet:

  • Das betrifft als Erstes einmal den Stall. Er sollte für Eines mindestens 100 cm Länge x 60 cm Tiefe x 50 cm Höhe groß sein. Nun müssen sie ja mindestens zu zweit sein. Für 2 bis 3 Zwergkaninchen wird auf spezifischen Internetseiten ein Platzbedarf von 2-3qm angegeben. Leider bietet der Fachhandel keine Ställe in der entsprechenden Größe an. Handwerkliches Können ist gefragt. Karnickel sollen am besten im Winter draußen bleiben, so habe ich die untere Ebene isoliert geplant. Ich hätte es nie gedacht, doch allein für das Material des Stalls brauchte ich ca. 500,-€, doch auch hier kann man mit etwas Glück und Ideen an günstigeres Material kommen.
  • Ein Tier vom Züchter kostet zwischen 25,- und 50,-€.
  • Dann wird eine Schere für die Klauen benötigt, sowie jemand, der die Klauen auch schneiden kann: ca. 5,-€
  • Impfungen pro Jahr: ca. 35,-€ pro Tier
  • Sollte man sich für ein Langhaarkaninchen entschieden haben: Kamm, Bürste, Fulminator: ca. 50,-€. Und dringend 1x pro Woche bürsten!
  • Futternäpfe: 5,-€ – 10,-€
  • Futter: Im Sommer brauche ich bei Draussenhaltung mit Auslauf im Garten: 1,-€ pro Monat für Leckereien, damit sie abends wieder in den Stall kommen. Im Winter wird es etwas teurer: ca. 12,-€ pro Woche für Frischfutter. Bei Trockenfutter muss man aufpassen, da die Hersteller gern Getreide hinein tun. Jegliches Getreide sollen die Tiere nicht zu sich nehmen und sie nehmen unglaublich zu. Hinzu kommt der Heubedarf.
  • Streu: Wenn man günstig an die großen Ballen Späne für Pferdeboxen kommt: ca. 10,-€ pro Monat. Späne vom Tischler sind wegen dem vielen Staub nicht angeraten.

Zwergkaninchen und die pädagogische Seite des Familienlebens

Kaninchen im Stall | © panthermedia.net /lightpoet
Kaninchen im Stall | © panthermedia.net /lightpoet

Nach den bisherigen Ausführungen hört sich das Halten eines Kaninchens als Haustier aufwendig und teuer an. Und trotzdem, ich bin froh, dass ich die Süßen habe und sie machen einfach Spaß. So wird es Ihnen mit Sicherheit auch gehen. Was können ihnen solche Hoppelwesen im Familienleben vermitteln? Erst einmal lernen Kinder den vorsichtigen Umgang mit dem Tier. Sie müssen sich und ihre Bedürfnisse zurück nehmen. Diesbezüglich sind Karnickel völlig klar und deutlich. Hat man sie geärgert, drehen sie einem den Popo zu und dieses so lange, bis sie einem wieder vergeben haben. Sprich, ist ihr Kind zu grob, zeigt das Tier Ablehnung. Vor allem die Weibchen können nach dem Überschreiten ihrer Grenzen auch ziemlich grob werden. So wollte eine Nachbarin Anastasia einfach mal auf den Arm nehmen. Sie wurde von der Dame angegriffen, denn wer lässt sich schon von jemand völlig Fremdes einfach so hoch nehmen?

Versorgen sie als Eltern die Tiere zusammen mit ihren Kindern, werden ihre Kinder lernen, Verantwortung für andere zu übernehmen. Empathisch nehmen sie wahr, wenn es Krümel nicht gut geht. Solches überträgt sich gern auf soziale Umgangsweisen im zwischenmenschlichen Bereich. Im weitere lernen Zwergkaninchen sehr schnell. Sie reagieren auch auf Wörter und Sätze: Gehe ich in den Garten und rufe: „Ab ins Gehege!“, düst die eine Gruppe in ihren Stall. Rufe ich: „Nach Hause!“ hoppelt die andere Gruppe in den ihren. Allerdings versteckten sich auch die Karnickel, die noch keine Lust auf die nächtliche Ruhe hatten. Drum gibt es im Stall dann auch Leckereien wie Löwenzahn und Spitzwegerich. So lernen ihre Sprösslinge, dass Lehren und Lernen Spaß machen kann. Wenn sie Lust haben, können sie mit den Kaninchen sogar nach den Prinzipien des Klickertrainings üben.

Fazit zu Kaninchen als Haustier für Kinder

 

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Haustiere sind in einer Familie ein schöner pädagogischer Aspekt. Kaninchen ganz besonders. Der Umgang mit ihnen wird ihrem Familienleben einen wertvollen weiteren Beitrag geben. Aber, dazu muss man sich mit viel Engagement in das Leben und Denken der kleinen Hoppler hinarbeiten. Hilfreiche Tipps zum schwierigen Thema des Fütterns, findet ihr neben vielen anderen Themen in diesem Buch: 300 Fragen zum Zwergkaninchen: Experten-Tipps aus der Praxis. Denn leider verkauft die Futtermittelindustrie sehr oft schädliches Futter. Auch im Internet findet man unterschiedlichste Aussagen.

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