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Geschwisterliebe oder Eifersucht? – Wenn Kinder ein Geschwisterchen bekommen

Kind mit seinem Geschwisterchen | © panthermedia.net /FamVeldman

Geschwisterliebe oder Eifersucht? – Wenn Kinder ein Geschwisterchen bekommen

Geschwisterkinder haben oftmals eine ganz besondere Verbindung zueinander. Da beschützt der große Bruder seine kleine Schwester auf dem Pausenhof vor den Fieslingen aus der Mittelstufe. Im Kindergarten prahlt ein kleiner Junge ganz stolz, was für eine tolle Schwester er hat. Oder drei Geschwisterkinder spielen zusammen auf dem Bolzplatz Fußball. Solche Situationen sind nicht selten und zeigen trotzdem immer wieder, warum es so schön ist, Geschwister zu haben: Man kann sich immer auf sie verlassen – als Spielpartner und gleichzeitig Vertrauensperson.

Doch aller Anfang ist schwer und gerade für das erstgeborene Kind ist es in vielen Fällen schwierig zu akzeptieren, wenn auf einmal Nachwuchs dazukommt. Vorher hatte man Mama und Papa schließlich ganz für sich alleine und auf einmal soll man sie teilen? Für viele Kids eine Nachricht, die Verwirrung, Unverständnis und Wut auslöst. Familienforscher nennen es Entthronung, wenn das Erstgeborene plötzlich nicht mehr Mittelpunkt allen Geschehens ist.

Um zu verhindern, dass sich das ältere Kind vernachlässigt fühlt, bedarf es von Anfang an einer guten Vorbereitung. Wenn beide Elternteile sich um eine ausgewogene Familiensituation kümmern und auf gewisse Dinge achten, vermeidet man Eifersucht oder sogar Aggression zwischen den Geschwisterkindern. Wir erklären im Folgenden, wie das geht und wie die ganze Familie von der neuen Situation profitieren kann.

Die Neuigkeit richtig ankündigen

Wie das Kind die neue Nachricht aufnimmt, hängt stark davon ab, wann seine Eltern es ihm erzählen. Kleinkinder haben noch kein ausgeprägtes Zeitgefühl: Wenn man ihnen also mehrere Monate vorher erzählt, dass bald Nachwuchs kommt, wird sich ihre Neugier schnell in Ungeduld umwandeln. Außerdem ist ihnen diese Vorstellung meistens noch zu abstrakt und sie können die Nachricht besser verstehen, wenn der Bauch der Mama bereits wächst und so das Baby konkret erfahrbar wird. Daher reicht es, Ein- bis Zweijährige erst ein paar Wochen vor dem Entbindungstermin zu informieren.

Je älter das Kind, desto schneller wird es merken, dass „etwas in der Luft liegt.“ Hier gilt es, den richtigen Zeitpunkt herauszufinden. Man sollte bei älteren Kids nicht zu lange mit der neuen Nachricht warten oder sie gar anlügen – das erweckt bei ihnen den Gedanken, dass man ihnen etwas verheimlichen will.

Wichtig ist, dass man bei den Gesprächen realistisch bleibt. Wenn man das Baby als einen tollen neuen Spielkameraden beschreibt, werden die Enttäuschungen im Nachhinein groß sein. Stattdessen lieber von Anfang an ehrlich sein und erklären, dass das kleine Wesen anfangs viel Aufmerksamkeit braucht und auch mal schreit. Trotzdem alle zu abstrakten Details und mit der Schwangerschaft einhergehenden negative Dinge lieber weglassen, beispielsweise die Schmerzen bei der Geburt! Ansonsten macht sich das Kind womöglich Sorgen um seine Mama oder gibt seinem Geschwisterkindchen die Schuld an den Komplikationen.

Das Kind in die Vorbereitung miteinbeziehen

Kind küsst Bauch seiner Mutter | © panthermedia.net /Yaruta
Kind küsst Bauch seiner Mutter | © panthermedia.net /Yaruta

Damit das Kind vorab eine Vorstellung davon bekommen kann, was es in nächster Zeit erwartet, sollte man es ganz intensiv in die Vorbereitung miteinbeziehen: Es gibt zum Beispiel mittlerweile tolle Bilderbücher, die Kindergartenkindern recht realistisch vermitteln, was es bedeutet, ein Geschwisterchen zu bekommen. Gemeinsam Babyfotos anschauen und dem Kind Geschichten dazu zu erzählen, schafft Vertrautheit. Ältere Kinder darf man auch gerne mal mit zum Ultraschall nehmen oder mit ihnen das Baby von Freunden besuchen. Außerdem macht eine Babypuppe, die gewickelt und umgezogen werden kann, fast allen Kindern Freude und zeigt ihnen spielerisch den Umgang mit Babys.

Hin und wieder können Eltern und Kind auch gemeinsam Entscheidungen treffen: Wo soll die Wickelkommode später stehen? Soll der blaue oder der grüne Strampler gekauft werden? Welches Kuscheltier ist am schönsten? Das sorgt dafür, dass das Kind stolz merkt, was für eine wichtige Rolle es im Familienleben spielt. Ebenso fühlt es sich ernst genommen, wenn es selbst aussuchen darf, welche seiner Ex-Spielsachen es an sein Geschwisterchen abgeben mag. Trotz allem sollte man sich selbstverständlich auch mit anderen Dingen als der Schwangerschaft beschäftigen, sonst kann das für das Kind nach einiger Zeit nervig und langweilig werden.

Außerdem ist es schon jetzt wichtig, neue Bezugspersonen in das Leben des älteren Kindes zu bringen: In bestimmten Situationen (etwa wenn die Mutter zur Entbindung ins Krankenhaus muss) ist es hilfreich, wenn das Kleine auch anderen Personen vertrauen kann. Das können Oma und Opa oder auch eine liebe Nachbarin sein. Auch der Vater spielt eine wichtige Rolle und sollte bereits jetzt viel Zeit mit dem Kind verbringen. Bestimmte Gewohnheiten und Rituale, wie das Vorlesen einer Gute-Nacht-Geschichte vor dem Einschlafen, sollten spätestens jetzt eingeführt und unbedingt nach der Geburt weitergeführt werden. Das schafft Sicherheit und Regelmäßigkeit in dem ganzen Babytrubel.

Extra-Zeit für das Erstgeborene einplanen

Aber mit der richtigen Vorbereitung allein ist es noch nicht getan: Auch wenn das Baby endlich da ist, gibt es noch ein paar Dinge zu beachten. Dazu zählt, dass man bereits direkt nach der Geburt das ältere Kind miteinbeziehen sollte. Es ist Teil der Familie, sollte seine Mama sehen können und (wenn gewollt und möglich) sein kleines Geschwisterchen kurz halten dürfen. Das macht ältere Kids unglaublich stolz. Sowohl der Vater als auch die Großeltern sollten darauf bedacht sein, dass sie ihre Aufmerksamkeit nicht nur dem Baby widmen, sondern auch für dessen ältere Schwester bzw. älteren Bruder Zeit einplanen.

Zuhause angekommen, beginnt der anfangs oftmals stressige und ungewohnte Alltag. Doch mit ein paar Tipps ist auch der zu bewältigen. Wenn die Eltern mit dem Baby beschäftigt sind, können sie gleichzeitig ihrem anderen Kind erklären, was genau sie da gerade machen. Das stärkt das Verständnis innerhalb der Familie. Falls das große Geschwisterkind schon alt genug ist, darf es gerne auch bei kleinen Aufgaben mithelfen – zum Beispiel beim Fläschchengeben oder Eincremen. Grundsätzlich sollte man sein Kind immer darin bestärken, wenn es dem Baby etwas Gutes tun möchte. Dabei ist es egal, ob es ihm gerne ein Liedchen vorsingen oder lieber ein Bild malen möchte.

Außerdem ist es gerade in der Zeit unmittelbar nach der Geburt von zentraler Bedeutung, Extra-Zeit mit dem älteren Kind zu verbringen! Das ist manchmal gar nicht so einfach, aber trotzdem sehr wichtig. So kann Mama beispielsweise abends eine kleine Schmusestunde einführen, der Papa fährt mit seinem Sohn in den Freizeitpark oder die Tochter übernachtet das Wochenende bei den lieben Großeltern auf dem Land. Ganz egal, inwiefern die Extra-Zeit verbracht wird: Hauptsache ist, dass dem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit ohne Störungen durch Babygeschrei zuteil wird.

Wie man reagiert, wenn Eifersucht und Neid auftreten

Gestresste Familiensituation | © panthermedia.net /Wavebreakmedia ltd
Gestresste Familiensituation | © panthermedia.net /Wavebreakmedia ltd

Trotz allen guten Willens, kann Eifersucht zwischen den Geschwisterkindern in vielen Fällen nicht vermieden werden. Auch gut vorbereitete Kinder zeigen manchmal verunsichertes, verwirrtes oder sogar aggressives Verhalten, wenn das Baby dann auf der Welt ist. Das ist weder böse gemeint noch mit viel Kalkül geplant – das ältere Kind möchte so lediglich auf sich aufmerksam machen, da es sich zu wenig gesehen fühlt. In solchen Fällen gilt es, als Elternteil genau hinzusehen und die Ursache des Problems auszumachen.

Zudem kommt es nicht selten vor, dass das ältere Geschwisterkind in babyhafte Verhaltensweisen zurückfällt, etwa, indem es wieder eine Windel fordert oder in Babysprache redet. Das ist kein Grund zur Sorge, sollte aber trotzdem mit Achtsamkeit behandelt werden. Am besten nimmt man die Sache mit Humor, anstatt sie mit Strafe zu ahnden, geht aber trotzdem intensiv darauf ein. Mit dem Partner abwägen, wie man weiter vorgeht! Die meisten Kleinkinder verlieren erfahrungsgemäß nach kurzer Zeit das Interesse an Schnuller und Milchflasche, weil sie merken, dass Größersein im Endeffekt doch mehr Spaß macht.

Und nun ein letzter Rat: Niemand ist perfekt! Daher sollte man sich während der Schwangerschaft und auch nach der Entbindung nicht zu sehr unter Druck setzen. Mit der Zeit wird sich der ganze Alltag entspannen und einpendeln. Wenn man darauf achtet, weiterhin genug Zeit für sein Erstgeborenes aufzubringen, dann wird dieses bestimmt schnell mit der neuen Situation klarkommen können. Liebe und Zuwendung zum Geschwisterkind kommen dann ganz von alleine.

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